Seit einiger Zeit scheint sich die Gewalt in Kairo zu legen. Das gibt den politischen Parteien die Möglichkeit, ihre Strategie noch einmal zu überdenken.
Die Parlamentswahlen finden weiterhin statt, doch die Wahlbeteiligung hat stark abgenommen, und die Medien berichten kaum noch darüber. Bei der zweiten Runde der Parlamentswahlen bekamen die wichtigsten islamistischen Parteien über 65% der Stimmen: die Partei für Freiheit und Gerechtigkeit (PLJ) der Muslimbrüder strich 36% der Stimmen ein, und die Partei der Salafisten Al-Nour 27%.
Seit einigen Wochen führen die islamistischen Medien eine erbitterte Kampagne gegen die „Revolutionären Sozialisten“, einer trotzkistischen Gruppe, die aus der Arbeiterbewegung entstanden ist. Die Armee hat ihrerseits die Büros von 17 NGOs in Kairo angegriffen und durchsucht. Zwei sozusagen voneinander unabhängige Ereignisse. Dennoch sind die Vorwände ähnlich: man wirft den Gegnern vor, für ausländische Mächte zu arbeiten. Ein Sprecher der Salafisten hat die „Revolutionären Sozialisten“ sogar beschuldigt, von der CIA bezahlt zu werden. Das ist mehr als lächerlich.
Auf dem Tahrir-Platz haben die Jugendlichen eingesehen, dass es sinnlos ist, sich auf Auseinandersetzungen mit der Armee und der Polizei einzulassen, während die offiziellen Medien weiterhin die öffentliche Meinung mit komischen Thesen über ausländische Verschwörungen vergiften.
Um die Lügen des Obersten Rates der Streitkräfte (CSAF) und der offiziellen Medien aufzudecken, haben Gruppen von Jugendlichen die Kampagne „Kazeboon“ ins Leben gerufen. Kazeboon ist Arabisch und bedeutet „Lügner“. Die Auseinandersetzung findet hier also auf dem Gebiet der Informationsverbreitung statt. Ausstrahlungen von unabhängigen Medien werden in den Straßen von Kairo organisiert (Die Playlist von Kazeboon).
Es ist nicht erstaunlich, dass die Gruppen, die den Militärrat unterstützen, diese Ausstrahlungen missbilligen. Ich selbst habe am vergangenen Donnerstag eine in Zamalek organisiert, und wir wurden angegriffen. Trotz allem konnten wir die Aufmerksamkeit der Bewohner des Viertels auf uns ziehen. Diese waren zahlreich erschienen und konnten so die von der Armee begangenen Verbrechen mit ansehen.
Wahlen in Ägypten – Verfolgen Sie unser Blogger-Duo Tangi Salaün und Ahmed El Lozy.
Ahmed El Lozy ist diplomierter Soziologe der amerikanischen Universität von Kairo. 2007 wurde er beim Dreh des Spielfilms Das Aquarium Assistent von Regisseur Yousry Nasrallah und begann seine Karriere in der Filmbranche. 2010 flog Ahmed in die Tschechische Republik, um dort an der Film- und Fernsehfakultät (FAMU) zu studieren und drehte seinen ersten Kurzfilm Nocni Smena. 2011, zurück in Kario, arbeitet für die Webseite AlMasry AlYoum als Videojournalist.
Twitter: @ellozy