Quantcast
Channel: Le monde arabe en révolution »Ägypten – Blogger-Duo
Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Tangi Salaün: “Ein Schattentheater”

$
0
0

Nach einem Monat voller Gewalt scheint sich eine kleine Weihnachts- und Neujahrspause in Ägypten eingestellt zu haben. Die einen nutzen diese Zeit, um einmal durchzuschnaufen, die anderen sicherlich, um den nächsten Schlag vorzubereiten.

Nach den extrem brutalen Übergriffen des Militärs bei der Unterdrückung der Protestbewegungen hat die Bewegung der jugendlichen Revolutionäre, der sich eine bunt gemischte Koalition von Säkularen bis hin zu Salafisten angeschlossen hat, am Freitag noch einmal (zum letzten Mal?) an den „Geist von Tahrir“ appelliert, um die „Würde der ägyptischen Frauen“ zu verteidigen.

Doch die „Millionen-Demonstration“, die weniger beachtet wurde als die vorhergehenden, scheint für die Jugendlichen nur ein Ehrenkampf zu bleiben. Der Oberste Rat der Streitkräfte (CSFA) legte in den letzten Wochen eine Besessenheit an den Tag, die Revolutionäre in die Knie zu zwingen, die alles andere zweitrangig erscheinen ließ. Der Militärrat kämpfte mit der Feinfühligkeit eines Elefanten, der versucht, mit seinem Rüssel eine nervige Fliege zu erschlagen.

Die laufenden Wahlen, die sich verschärfende Wirtschaftskrise und sogar die Wiederaufnahme des Prozesses gegen Hosni Mubarak, die für morgen geplant ist, geriet dabei völlig in den Hintergrund. Kaum zu glauben, wenn man sich an die Emotionen erinnert, die die Eröffnung des Prozesses im August ausgelöst hatte. Doch weder die Jugendlichen, die immer einsamer da stehen, noch die Militärs, die immer bockiger reagieren und sich von den Verschwörungstheorien des Auslands blenden lassen, scheinen wahrzunehmen, was um sie herum passiert.

Wenn das neue Parlament tagt, was spätestens Ende Februar der Fall sein wird, wird keiner der beiden großen Akteure der „Revolution“ sich mehr „im Namen des ägyptischen Volkes“ aussprechen. Die Legitimität der Urnen und damit des Volkes werden bald die Gewinner der Wahlen haben. Und das sind die Muslimbrüder (die nach zwei von drei Wahlphasen 51% der Sitze bekommen haben) und in kleinerem Maße die Salafisten. Bisher nutzte dieses Szenario der Armee in dem Maße, als es die Liberalen schwächte – die in ihren Augen sehr viel weniger ihre Forderungen nach Immunität und Unabhängigkeit gegenüber der politischen Macht oder auch ihre ökonomischen Interessen wahren.

Aber das Miteinander von Militärs und Islamisten scheint auch nicht einfach zu werden, wie das Tauziehen um die Bildung eines Komitees zeigt, das die zukünftige Verfassung schreiben soll. Die Islamisten fordern, dass sie das Parlament widerspiegelt, der Militärrat möchte die Mehrheit der Mitglieder ernennen. Und die Generäle, die vor einem Monat eine Regierung der nationalen Einheit mit Verachtung abgelehnt haben, die vor allem von dem Nobelpreisträger Mohamed el-Baradei und dem fortschrittlichen Islamisten Abdel Moneim Aboul Fotouh vorgeschlagen wurde, könnten ihre Entscheidung bereuen.

 Illustration : Die Armee und das Volk, Hand in Hand, vielleicht nicht für lang. / Tangi Salaün

Wahlen in Ägypten – Verfolgen Sie unser Blogger-Duo Tangi Salaün und Ahmed El Lozy


Tangi Salaün, 39 alt und in der Bretagne geboren, ist Journalist. Er wohnt seit 15 Jahren in Kairo und berichtet für Le Figaro, L’Express und RTL, aber auch für Le Temps (Genève) und Le Soir (Bruxelles). Er ist ebenfalls Co-Autor von zwei Büchern, L’Egypte de Tahrir (Le Seuil, Mai 2011) mit der Journalistin Claude Guibal, und Egypte, les débuts de la liberté (Michel Lafon, Oktober 2011) mit der ägyptischen Bloggerin Shahinaz Abdel Salam.

Twitter : @TangiSalaun

 


Viewing all articles
Browse latest Browse all 10

Trending Articles